Interkultureller Austausch und der Beitrag der Kirche: Ein Gespräch mit Pfarrer Bohne

Das Zusammensein und die Zusammenarbeit der deutschen und der ukrainischen Gemeinden hat sich in den letzten 3 Jahren immer weiter entwickelt. Seit den ersten Wochen des Krieges in der Ukraine standen Pfarrer Bohne, Pfarrer Nachtwey sowie die Gemeinde St. Marien in Oldenburg den geflüchteten Ukrainer:innen zur Hilfe, indem sie ihnen sowohl die Kirche für die Gottesdienste als auch das Christophorus-Gemeindehaus für eine Sonntagsschule, Begegnungen und Veranstaltungen bedingungslos zur Verfügung stellten. Diese großartige Unterstützung schätzte und schätzt die ukrainische Gemeinde sehr!

In einem Gespräch mit Pfarrer Bohne, der eng mit dem Deutsch-Ukrainischen Verein zusammenarbeitet, wurden spannende Einblicke in die Herausforderungen und Chancen des interkulturellen Dialogs gegeben.

Welche Rolle spielt Bildung, sei es religiöse oder allgemeine, für die Verständigung und Vereinigung verschiedener Kulturen und christlicher Traditionen?

Bildung ist sehr wichtig, da sie auf verschiedenen Ebenen wirkt. Sie hilft uns, Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen und über unsere eigene Tradition hinaus zu blicken. Nur durch Bildung erweitern wir unseren Horizont und können Menschen in ihrem Denken, Leben und Glauben besser verstehen. Ein wichtiger Aspekt von Bildung ist auch die Sprache. Durch Kommunikation können wir auf Augenhöhe miteinander leben, voneinander lernen und uns miteinander verständigen.

Sie haben ukrainische Gottesdienste und den ukrainischen Sonntagsunterricht ermöglicht. Welche Bedeutung hatte diese Entscheidung für Sie und die Gemeinde?

Es freut mich sehr zu sehen, wie bereichernd diese Entscheidung für unsere Gemeinde war. Durch die Gottesdienste und den Unterricht bieten wir den Familien aus der Ukraine nicht nur einen Ort der Gemeinschaft, sondern auch einen Raum, indem sie ihre eigene Tradition erleben können. Besonders die Begegnung mit der orthodoxen Tradition, die ich vorher nicht gut kannte, ist für mich persönlich sehr bereichernd. Ich sehe, wie diese Initiativen die ukrainischen Familien und auch unsere eigene Gemeinde verbinden und wie wir alle voneinander lernen.

In den letzten drei Jahren gab es viele Begegnungen zwischen der ukrainischen und der deutschen Gemeinschaft. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht und welche Bereicherungen oder Herausforderungen sehen Sie in diesem interkulturellen Austausch?

Ich habe viele positive Erfahrungen gemacht, vor allem in der Herzlichkeit und Offenheit der ukrainischen Gemeinschaft. Ihre Gastfreundschaft und die gemeinsamen Erlebnisse bei Veranstaltungen, wie zum Beispiel das gemeinsame Singen und das Tragen traditioneller Kleidung, haben mir viel Freude bereitet. Eine große Herausforderung bleibt jedoch die Verständigung, da nicht immer alle die gleiche Sprache sprechen. Es ist für mich persönlich manchmal schwierig, aber ich sehe es als eine Gelegenheit, noch mehr voneinander zu lernen. Der Austausch ist für mich auf jeden Fall eine Bereicherung.

Welche Rolle kann die Kirche insgesamt bei der Integration von Geflüchteten spielen und was könnte noch verbessert werden?

Die Kirche kann eine wichtige Rolle bei der Integration spielen, da sie eine Perspektive hat, die über die eigene Gemeinde hinausgeht. Durch das weltkirchliche Verständnis, das die katholische Kirche mitbringt, wird uns immer wieder bewusst, dass wir nicht nur für uns selbst leben, sondern auch für die Menschen, die auf der Flucht sind. Was verbessert werden könnte, ist die konkrete Begegnung und Verständigung zwischen den verschiedenen Gemeinschaften. Es wäre schön, wenn nicht nur Einzelne, sondern auch ganze Gruppen mehr miteinander in Kontakt kommen könnten. Der Dialog sollte nicht nur sporadisch, sondern regelmäßig stattfinden, damit wirklich ein Miteinander entsteht und nicht nur ein Nebeneinander.

Wie haben die Menschen auf Ihre Hilfe reagiert? Gibt es besondere Begegnungen oder Geschichten, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?

Besondere Erinnerungen habe ich an die Kinder, die beim Malbuchprojekt mit Begeisterung ihre Bilder zeigten. Die leuchtenden Augen der Kinder und das stolze Präsentieren ihrer Werke waren sehr berührend. Auch das Osterfest und die Segnung der Speisen haben mir gezeigt, wie tief verwurzelt die Traditionen der ukrainischen Gemeinschaft sind. Besonders beeindruckend war es für mich, Teil dieser Tradition zu werden und zu erfahren, dass es auch in unserer Gemeinde üblich ist, dem Pfarrer bei dieser Gelegenheit etwas zu schenken. Diese Begegnungen sind für mich ein eindrucksvolles Zeichen für das, was wir durch den Austausch voneinander lernen können. Dieses Interview zeigt, wie bedeutungsvoll der interkulturelle Austausch zwischen der deutschen und der ukrainischen Gemeinschaft ist und welche Rolle die Kirche dabei spielt. Es geht nicht nur um das Teilen von Traditionen, sondern auch um das gegenseitige Verständnis und die offene Begegnung.

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